Tag 1

Liebe Freund*innen,

liebe Mitstreiter*innen,

wir möchten Euch auf diesem Wege über den Verlauf des heutigen ersten Prozesstages informieren und für die Teilnahme an den kommenden beiden Tagen werben. Als Platzhalter*innen, aber auch zur direkten Beteiligung am Prozess aufrufen, da der heutige Tag bewiesen hat, wie wichtig es ist, die Plätze auch im Gericht so weit wie möglich zu nutzen.

Alles im Vorfeld besprochene hat gut geklappt, wir waren früh vor Ort, über 60 Menschen, die Plätze konnten an die Angehörigen übergeben werden.

Es kamen dann doch wie angekündigt Nazis, unter anderem Thomas Wulff aus Hamburg, Holger Niemann aus Neuhaus (Abgeordneter für die „UWL-Bündnis Rechte“ im Lüneburger Kreistag und Landesvorsitzender der Kleinstpartei „Die Rechte“ in Niedersachsen) und Ursula Haverbeck, insgesamt waren sie ca. 12 Personen. Sie standen hinter uns in der Reihe und hätten Einlass zum Prozess erhalten, wären die Menschen gegangen, die keine Platzhalterfunktion mehr hatten. Stattdessen wurde sich spontan von allen Anwesenden entschieden, in den Prozess zu gehen, wenn auch nicht die gesamte Dauer. Dies hat dazu geführt, dass die Nazis nicht in das Gericht kamen und war sehr erfreulich. Statt dessen haben sie vor der Tür versucht, ihre Propaganda zu verteilen, als Ergebnis steht nun ein Strafverfahren wegen Volksverhetzung gegen den Verantwortlichen der Texte an. Fotos und Infos zu den Nazis unter:

http://www.recherche-nord.com/gallery/2015.04.21.html

Der Prozess begann verspätet gegen 10:00 Uhr, die Anklage wurde verlesen und der Angeklagte Herr Gröning gefragt, ob er aussagen möchte. Dies hat er bejaht und über eine Stunde gesprochen. Die Inhalte sind allen Medien zu entnehmen. Um 11:30 Uhr erfolgte bis 13:00 Uhr eine Mittagspause, danach ging es mit der Befragung des Angeklagten durch den Richter weiter. Diese wurde nach ca. einer Stunde abgebrochen, da die Konzentration des Angeklagten nicht mehr voll gegeben schien. Es folgten Anträge der Vertreter der Nebenklage, also der Auschwitz – Überlebenden.

Ein Antrag beinhaltet, dass die Zeugen der Nebenklage, die die Reise nach Lüneburg nicht mehr auf sich nehmen können, aber gehört werden wollen und ihre Erinnerungen und Erfahrungen in den Prozess mit einfließen lassen wollen, vor Ort bei sich zu Hause befragt werden. Dass also das Gericht zu ihnen kommt, um sie zu befragen. Dies ist in Anbetracht der Situation, dass diese Menschen die Reise nicht mehr auf sich nehmen können, weil sie 70 Jahre warten mussten, bis die deutsche Justiz sie als Zeugen hört, eine mehr als angemessene und unterstützenswerte Forderung bzw. Antrag. Der morgige Prozesstag wird mit der Befragung des Angeklagten weitergehen.

Wir danken allen, die heute den Tag mitgestaltet haben und bitten Euch hiermit, zu überlegen, ob Ihr auch an den weiteren Tagen, also Morgen und Übermorgen, vielleicht mit in das Gericht kommt, da die Nazis bereits angekündigt haben, dass sie wiederkommen.

Bilder und Filme zum Prozess und unserer Aktion finden sich auf der Seite der Landeszeitung:

http://www.landeszeitung.de/blog/aktuelles/228782-ns-prozess-in-lueneburg-tag-nr-1-live-ticker-videos-fotos

Film von LZ-Play vom Prozessauftakt

Bei Fragen stehen wir zur Verfügung.

Mit antifaschistischen Grüßen

Antifaschistische Aktion Lüneburg / Uelzen